Miltgens „Spot“ stapelt Flachglas zur Natursteinnachbildung
Im Neubau des Mercier Gebäudes in Luxemburg hat die Post Luxembourg im Quartier am Bahnhof ihren neuen administrativen Sitz 2016 fertiggestellt. Unter Chefarchitekt Romain Schmitz entstand ein ganz besonderes Gebäude, das Holz-Aluminiumfassaden, Keramikfassaden und Blechbekleidungen elegant mischt. Gemeinsam mit einem hochfunktionalen Wärmedämmsystem und Akustik-Wandverkleidungen ist das Mercier ebenso modern wie elegant.
Das Postgebäude in der Rue de Reims ist aber nicht nur von außen betrachtet ein echtes Kunstwerk, denn im Foyer des Gebäudes zieht „Spot“ von Künstler Franck Miltgen nun die Aufmerksamkeit aller Besucher auf sich.
Jede Scheibe eine Kunst für sich – „Spot“
Bereits in seinen Dimensionen ist „Spot“ imposant: Die Glasskulptur aus Floatglas und rostfreiem Stahl misst 233 x 370 x 78 Zentimeter und ist entsprechend kaum zu übersehen. Die gestapelten Flachglasscheiben wurden mit einem Wasserstrahlverfahren geschnitten, wodurch sie ihre fast natursteinartige Oberfläche erhielten. Bei der Skulptur handelt es sich jedoch nicht um einen zufälligen Aufbau, vielmehr gibt „Spot“ die Wandstruktur der Champagnerkeller wieder. Diese liegen direkt unter dem Mercier Neubau, sind jedoch für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Auf der Außenseite ist „Spot“ eine Nachbildung der Natur, auf der Innenseite jedoch Miltgens Eigenkreation. Die aufsteigende Richtung verweist in ihrer Dynamik von ihren Ursprüngen im Keller zum von oben einfallenden Licht.
Der nähere Blick enthüllt die grünliche Transparenz des Flachglases und offenbart eine facettenreiche Struktur. Die gestapelten Floatglasscheiben treten in ihrer Plastizität besonders kraftvoll hervor.
„Spot“ scheint Licht zu konsumieren und in Dämpfung auszugeben, es wirkt wie Stein und Mineral und lädt zum Beobachten, Umschreiten und – dank einer Sitzbank – auch zum Verweilen ein. Die Skulptur ist der Kontrast der Ruhe zum sonst so belebten Durchgangsbereich des Mercier.
Leben und Schaffen von Franck Miltgen
Der Luxemburger Künstler Franck Miltgen wurde 1981 geboren und arbeitet und lebt nach wie vor in Luxemburg. Ursprünglich begann Miltgens Kunst mit der Perfektion von Graffiti, doch in den frühen 2000ern lotete der Künstler andere Methoden des Kunstschaffens aus. Während seiner Anfänge zwischen 1997 und 2011 arbeitete Miltgen ausschließlich im öffentlichen Raum, was bedeutet, dass seine Kunstwerke aus dieser Zeit für jeden öffentlich und stets zugänglich sind. Zwischen 2001 und 2006 studierte er die Bildenden Künste in der französischen Universität de Provence Aix-Marseille und der Berliner Universität der Künste.
Ein markantes Merkmal seiner Kunstwerke ist die Auseinandersetzung zwischen der durch den Betrachter wahrgenommenen Medialität des Prozesses und dem Rohmaterial. Auch in Struktur und Aufbau von „Spot“ ist dieser Gedanke Miltgens präsent.