Kirchenburg Walldorf

Walldorf, Thüringen

Künstler: Julian Plodek

Zur Geschichte des Projekts:

Auf einer Klippe erhebt sich die kleine einzigartige Kirche über das Dorf Walldorf. Die Geschichte des Gebäudes reicht bis in das Mittelalter zurück: Als Teil der Bischöflichen Festung wurde um das Jahr 1008 eine erste Kapelle errichtet, die später zur Kirche ausgebaut wurde. Noch heute sind im Mauerwerk die romanischen Fensterbögen dieser Epoche sichtbar. Das Gebäude in seiner heutigen äußeren Gestalt stammt aus dem späten 16 Jahrhundert.

Im Jahre 2012 wurde die Kirche bei einem Brand beinahe komplett zerstört, lediglich die Außenmauern blieben erhalten. Die Gemeinde entschied sich, die Kirche wiederaufzubauen, ihre Geschichte zu wahren und zu gleich einen neuen einladenden und modernen Raum zu schaffen. Infolgedessen weist das Gebäude heute viele einzigartige Merkmale auf, nicht zuletzt die 28 Fenster, die aus verschiedenen Epochen stammen: Bei der Instandsetzung des Mauerwerks wurden mehrere alte, teils verschlossene Fensteröffnungen entdeckt. Sie wurden freigelegt und geöffnet, sodass ein einzigartiger Fensterzyklus entstand.

Für die Glasgestaltung wurde ein Künstlerwettbewerb ausgelobt, den der Leipziger Künstler Julian Plodek für sich entscheiden konnte. Er entwickelte ein Entwurfskonzept, das moderne und traditionelle Elemente verband und auch in der Umsetzung innovative und historischer Techniken kombinierte, wie etwa die thermische Verformung von Gläsern, die Veredelung von Scheiben in Handmalerei, im Airbrush-Verfahren und mehrstufige Ätzungen.

Zum Herstellungsprozess:

Bereits während seines Studiums an der Burg Giebichenstein (Kunsthochschule Halle) sammelte Julian Plodek erste Erfahrungen mit dem Material Glas. Im Rahmen eines Workshops besuchte er die Derix Glasstudios, hier lernte er unterschiedliche Glasarten und Technik kennen und hatte die Möglichkeit, erste Exponate umzusetzen. Für die Ausschreibung in Walldorf, entwickelte er mit unserem Team für jedes der 28 Fenster eine eigene Form der Umsetzung und erstellte erste Musterfelder. Dabei war es für unsere Mitarbeiter*innen von größter Bedeutung, die Intentionen von Julian Plodek zu verstehen und seine Vision für Fenster, Raum und Atmosphäre zu begreifen. Nur auf dieser Grundlage konnte die erfolgreiche Beratung und Umsetzung der Entwürfe erfolgen. Nachdem Julian Plodek den Wettbewerb für sich entschieden hatte, wurden die Fenster nach seinen Entwürfen mit größter Sensibilität durch ein festen Team aus Mitarbeiter*innen in den Werkstätten umgesetzt. Der Künstler war aktiv an der Herstellung beteiligt und führt mit der Assistenz einer Glasmalerin die Malereien fast vollständig selbst aus.

Fotos: Frank Bilda